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Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF)

EFSF (European Financial Stability Facility) ist eine Zweckgesellschaft, die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus‘ (Euro-Rettungsschirm) im Juni 2010 gegründet wurde.
Die EFSF kann Kredite an finanziell in Not geratende Mitgliedsstaaten der Eurozone vergeben. Die Notwendigkeit zur Gründung der European Financial Stability Facility ergab sich auch als Folge aus Finanzkrisen beziehungsweise den seit dieser Zeit zutage getretenen Mängel des Euro-Stabilitätspakts. Gesellschafter der EFSF sind die Mitgliedsländer der Eurozone.

EFSF (European Financial Stability Facility): Europäische Finanzstabilisierungsfazilität

Spätestens seit der sogenannten Subprimekrise ab 2007 zeigte der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt deutliche Mängel.
Die EFSF (European Financial Stability Facility) wurde im Juni 2010 gegründet, als sich herausstellte, dass bisherige Sanktionsregelungen für Staaten der Eurozone, die bestehende Vereinbarungen missachteten, bei weitem nicht ausreichten. Beziehungsweise dass Maßnahmen für den Fall des Staatsbankrotts eines Euro-Landes gänzlich fehlten. Bei der European Financial Stability Facility (EFSF) handelt es sich um eine Zweckgesellschaft zu deren Gesellschafter die Mitgliedsländer der Eurozone gehören. Also der Staatengruppe innerhalb der Europäischen Union (EU), die den Euro als offizielle Währung führen (zurzeit 17 Euro-Länder).
Die EFSF wurde geschaffen, um finanziell in Not geratene Mitgliedsstaaten der Eurozone mit Krediten auszuhelfen. European Financial Stability Facility kann mit Europäische Finanzstabilisierungsfazilität ins Deutsche übersetzt werden. Fazilität bedeutet sinngemäß Leichtigkeit, Freundlichkeit, Umgänglichkeit; Facility im Übrigen ebenfalls Leichtigkeit oder Erleichterung, günstige Gelegenheit.
Fazilität ist ein Begriff der Kategorien Finanzmarkt, Geldpolitik, Kreditgeschäft, hinter dem sich ein geldmarktpolitisches Instrument der EFSF sowie des Eurosystems zur Möglichkeit äußerst kurzfristiger Kreditvergabe verbirgt. Die für European Financial Stability Facility einzubringenden Beteiligungen richten sich nach Kapitalanteil der Mitgliedsländer in der Europäischen Zentralbank.
Deutschland ist mit rund 28 Prozent an der bisherigen Kreditsumme, über die die EFSF verfügen kann, beteiligt. Wegen Griechenlandkrise, drohendem Staatsbankrott, spanischer Spekulationsblase (Immobilienmarkt), Haushaltsdefizit, Staatsverschuldung in Italien oder Irland wird die Kreditsumme bei der EFSF (European Financial Stability Facility) auf 440 Milliarden Euro aufgestockt.

EFSF-Entwicklung im Überblick (Stand: 11/2011)

Ende März 2011 wurde die Ausweitung des EFSF beschlossen und am 29. September 2011 vom Bundestag abgesegnet. Diese beinhaltet, dass sich die von den EU-Staaten gestellten Garantien für Kredite an notleidende Staaten erhöhen, sodass die Schlagkraft der EFSF erhöht wird. Ein Kredithebel vervielfachte das Geld im Hilfsfonds auf eine Billion Euro, um so die Euro-Schuldenkrise weiter zu bekämpfen. Dies wurde auf einem Sondergipfel in Brüssel von den EU-Staaten abgesegnet.
Das Geld des Rettungsfonds soll zum Teil dem „Problemkind“ innerhalb der EU, Griechenland, regiert von Giorgos Papandreou, zukommen; Milliardenhilfen sind im Gespräch. Dafür sind von dem hochverschuldeten Staat Maßnahmen erforderlich; Sparreformen, um genau zu sein. Papandreou sorgt im November 2011 allerdings für Verunsicherung an internationalen Finanzmärkten: Ein angekündigtes Referendum, also eine Volksabstimmung, soll zeigen, ob das griechische Volk sich gegen oder für die Euro-Zone ausspricht. Vordergründig geht es darum, über die Staatsreformen als Zugang zu den Milliardenhilfen abzustimmen, letztlich aber auch darum, ob Griechenland in der Euro-Zone bleibt oder nicht. Anfang Dezember wird das Referendum erwartet, dem eine Vertrauensfrage im griechischen Parlament, angesetzt für den 04.11.2011, vorausgeht.
Weiter steht Italien auf Messers Schneide: Staatsoberhaupt Silvio Berlusconi wurde in die Pflicht genommen, sein Land mit Reformen zum Sparen zu animieren. Inwiefern diese Maßnahmen umgesetzt werden können, liegt nicht zuletzt an der Zustimmung der Koalitionspartei Lega Nord, die Berlusconis Rücktritt als Gegenzug zur Zustimmung zu den Reformplänen verlangt.

Update (Stand: 12/2011)

Am Mittwoch, den 30. November 2011, haben die Finanzminister der Eurozone beschlossen, das Kapital im EFSF zu erhöhen. Verfügbar waren rund 250 Milliarden Euro, diese sollten mit privaten Geldern um Faktor vier oder fünf angehoben werden. Dafür standen zwei Möglichkeiten zur Diskussion:
Eine Versicherungslösung legte nahe, Zusatzsicherheiten bereitzustellen. Staatsanleihen könnten mit 20 bis 30 Prozent zulansten des EFSF abgesichert werden, um selbige zu günstigen Zinskonditionen verkaufen zu können. Dies brächte geringere Finanzierungskosten mit sich und Privatanleger erhielten die Option einer solchen Risikoversicherung, wenn sie sich für Anleihen am Primärmarkt entscheiden.
Eine Investment-Fonds-Lösung beinhaltet, dass ausschließlich Investoren Zugang zum EFSF erhalten. Mittel von privaten und öffentlichen Finanzinstituten und Anlegern sollten im Rahmen dessen kombiniert werden, woraus sich ergeben würde, dass mehr finanzielle Mittel für die Darlehensgewährung, die Bankenrekapitalisierung und den Ankauf von Anleihen an Primär- und Sekundärmärkten verfügbar wären.
Beschlossen wurde, dass die EFSF-Garantien nicht erhöht werden, dass das primäre Ziel aber sein soll, die Bonität des Rettungsfonds zu bewahren. Ein Inkrafttreten dieser Neuerungen plane die EU Anfang 2012.
Mitte 2013 soll der EFSF durch den permanenten Rettungsfonds ESM abgelöst werden. 700 Milliarden Euro soll dieser Rettungsfonds an Garantien enthalten, die, wie beim EFSF, seitens der Euro-Länder getragen werden. Bis zu 500 Milliarden Euro dürfen eingesetzt werden. Um, wie schon beim EFSF selbst geplant, schlagkräftig sein zu können, wird der ESM mit Barem gefüttert: Alle Euro-Staaten außer Griechenland, Portugal und Irland, die bereits Hilfen aus dem EFSF beanspruchen (werden), zahlen insgesamt 80 Milliarden Euro in bar. Deutschland trägt davon 21,5 Milliarden Euro und weitere Planungen besagen, dass dieses Geld ab 2013 in fünf Jahres-Tranchen zu zahlen ist.

Update (Stand: 01/2012)

Mittlerweile berichten die Medien von einem „Endspiel“ – hat der Euro verloren? Die Zentralbanken drucken ordentlich Geld, was grundsätzlich als positiv gewertet wird. Sichtbar wird das an der DAX-Entwicklung, der die 6.400-Punktemarke übersteigt – die Börsenstimmung ist grundsätzlich positiv. Das könnte allerdings trügerisch sein. Die Ratingagenturen zeichnen kein Bild davon, dass sich die Eurokrise entspannt.

So wurden Spanien, Italien und der EFSF in den vergangenen Tagen in ihrem Rating herabgestuft – in Deutschland rief das die Forderung nach europäischen Ratingagenturen auf den Plan, da amerikanische derzeit den Markt dominieren. Den herabgestuften Ländern und dem EFSF ist es dennoch in den vergangenen Tagen gelungen, erfolgreich Anleihen zu platzieren.
Hinter diesen konträr wirkenden Fakten – Herabstufung auf der einen, erfolgreiches Platzieren auf der anderen Seite – steckt das Credo: Durch Geld drucken wird Zeit gewonnen. Denn dem Eingreifen der EZB ist es letztlich zu verdanken, dass die Anleihenauktionen positiv vonstattengingen. Und Griechenlands Debatten über einen Schuldenschnitt laufen auf ein Desaster hinaus – passiert nichts, ist das Land im März dem Staatsbankrott nahe.

Literaturtipp!
Die Währungsreform kommt!: Über Versuche der Politik den Euro zu retten, fehlgeleitete Finanzmärkte und wie sie ihr Vermögen trotzdem sichern
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Komplementärwährung

Unter dem Begriff Komplementärwährung versteht man eine Währung, die neben der offiziellen Währung als Tauschmittel gültig ist. 

Beispiele für Komplementärwährung:

  • Schwundgeld aus Wörgl in Tirol in der Zwischenkriegszeit
  • Talent – 1992 geschaffene Schweizer Komplementärwährung
  • Bethel-Mark bzw. Bethel-Euro – seit 1908 im Verkehr im Ortskreis Bethel 

Nominale Bewertung

Bei der nominalen Bewertung erfolgt die Berechnung mit den jeweiligen Preisen, die im maßgeblichen Jahr vorgeherrscht haben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine – im Vergleich zum Vorjahr – rein rechnerisch gestiegene Größe (z. B. BIP) nicht automatisch bedeutet, dass auch die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft zugenommen haben muss.
Die Steigerung des BIP kann nämlich nicht nur durch eine erhöhte Gütererzeugung hervorgerufen worden sein, sondern durch Preissteigerungen.

Gegensatz dazu ist die reale Bewertung, die die Inflation nicht berücksichtigt.

Grossbauern

Als Grossbauern werden umgangssprachlich „grosse“ landwirtschaftliche Betriebe bezeichnet.

Was nun als Grossbauer gilt ist in den Staaten unterschiedlich geregelt.

Zur Bewertung werden zum Beispiel folgende Kennzahlen verwendet:
– Betriebsumsatz
– Betriebsgrösse in Hektar
– Viehbestand
– Höhe der Agrarsubvention

 Grossbauern beziehen laut Studien aus dem Jahre 2010 rund Vierfünftel der Agrarsubventionen der EU

Ähnliche Begriffe:
Agrarpolitik

Preiselastizität

Die Preiselastizität zeigt, wie stark der Preis einer Ware bei Änderung von Angebot und Nachfrage reagiert.
Eine geringe Preiselastizität bedeutet, dass der Absatz auf Preisänderungen nur wenig reagiert.
Anders bei einer hohen Preiselastizität – hier schanken die Absatzzahlen stark bei Änderungen des Preises.

Man unterscheidet folgende Formen der Preiselastizität:
Preiselastizität der Nachfrage
Preiselastizität des Angebots
Kreuzpreiselastizität der Nachfrage
– Kreuzpreiselastizität des Angebots 

Und welche Form der Preiselastizität ist gemeint, wenn nur der Begriff Preiselastizität fällt?
In der Regel wird unter Preiselastizität die Preiselastizität der Nachfrage gemeint.

Was hat es mit der Kreuzpreiselastizität auf sich?
 Die Kreuzpreiselastizität ist eine Sonderform der Preiselastizität vergleicht Produkt bzw. Produktgruppen miteinander. Eine genaue Beschreibung finden Sie unter Kreuzpreiselastizität der Nachfrage.

 Was ist eine kurzfristige bzw. eine langfristige Preiselastizität?
 Zum Beispiel ist eine Immobilie langfristig preiselastisch. Das eines Schuhes wohl eher kurzfristig. 

Armut

Im übertragenen Sinne bezeichnet „Armut“ einen allgemeinen Mangel. Primär ist jedoch damit der Mangel an lebenswichtigen Gütern wie Grundnahrungsmittel, Kleidung, Obdach etc. gemeint, der meist einhergeht mit gravierender sozialer Benachteiligung und Mangelversorgung an Diensleistungen (medizinischer Art beispielsweise).
Spricht man von wirtschaftlicher Armut gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Definitionen:

Absolute Armut
Von absoluter (auch extremer) Armut einer Person spricht man, wenn letzterer weniger als 1,25  USD pro Tag zur Verfügung stehen. In diese Kategorie fallen weltweit 1,2 Milliarden Menschen, vornehmlich in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Relative Armut
Relative Armut bezeichnet eine Situation, bei der das Einkommen einer Person deutlich unter dem Durchschnittseinkommen des jeweiligen Staates liegt. Definitionsbedingt trifft diese Bezeichnung praktisch in jedem Land auf einen Teil der Bevölkerung zu.
Gefühlte Armut
Diese Art der Armut lässt sich nicht an konkreten Einkommensgrenzen festmachen, sondern ist eher sozio-kultureller Natur. Sie lässt sich vielmehr an einem Bewusstsein messen, in dem sich Menschen gesellschaftlich ausgegrenzt oder gar diskriminiert fühlen, bzw. in ständiger Angst vor Amut leben müssen.

Des weiteren unterscheidet man zwischen sogenannter transitorischer Armut und struktureller Armut. Letztere liegt vor, wenn eine Person sich gesellschaftlich gesehen in einer Randgruppe befindet, deren Mitglieder fast alle ebenfalls unter die Armutgrenze fallen und kaum eine reelle Chance haben, aus dieser wieder auszubrechen. In diesem Zusammenhang wird auch oft vom „Teufelskreis der Armut“ gesprochen, da in solchen „Elendsvierteln“ ohne Hilfe von außen die Lebensbedingungen nicht verbessert werden können.
Demgegenüber steht die Transitorische (vorübergehende) Armut. Hier tritt der Armutszustand in Zyklen auf und wird im Laufe der Zeit wieder ausgeglichen, die Grundbedürfnisse können also nach einer gewissen Zeit wieder befriedigt werden. Hierbei kann es sich um regelmäßige Zyklen handeln (zum Beispiel kurz vor einer Ernte) oder um einen azyklischen Rhythmus, beispielsweise nach einer Katastrophe.
Beinahe alle Staaten versuchen durch die unterschiedlichsten Maßnahmen der Armut in ihrem Land beizukommen. Oftmals können den Betroffenen Sozialleistungen gewährt werden oder sie finden Unterstützung durch Angebote wie Tafeln, Notunterkünfte und Kleiderkammern. Bei dem Bevölkerungsteil, der solche sozialpolitischen Maßnahmen in Anspruch nimmt, spricht man von „bekämpfter Armut“. Hinzu kommt in jedem Land noch die „verdeckte Armut“, auch Dunkelziffer der Armut genannt. Hierunter fallen Personen, die Anspruch auf Grundsicherung etc. hätten, diesen aber nicht geltend machen. Zugrunde liegt meist Scham oder reine Unkenntnis darüber, welche Leistungen in Anspruch genommen werden können.
In seltenen Fällen, beispielsweise im Kontext der Askese oder in anderen religiösen bzw. philosophischen Zusammenhängen, kann die Armut (insbesondere die relative Armut) auch freiwillig gewählt werden.

Armutgrenze

Die Armutsgrenze bezeichnet eine imaginäre Linie zwischen Armen und Reichen, also ein Einkommen, unterhalb dessen keine geregelte Lebensführung mit allen notwendigen Ressourcen mehr möglich ist. Durch von Ort zu Ort unterschiedliche Lebenshaltungskosten bewegt sich die Grenze zwar innerhalb eines Landes meist um einen festen Wert, variiert jedoch je nach Region (z.B. urban – ländlich; warmes – kaltes Klima).

Zur Vergleichs- und Armutbekämpfungszwecken ist die Grenze in der Wirtschaft ein wichtiger Maßstab. Keine Gesellschaft hat zum Interesse, eine hohe Armutsquote (Prozentzahl der Einwohner, die unter der Armutsgrenze leben) vorweisen zu können, die sich negativ auf das ökonomische Wachstum auswirkt. Daher ist es wichtig, Armut in Zahlen ausdrücken zu können.

Um die Armutgrenze generell festzustellen, werden sämtliche lebenswichtigen Ressourcen eines Erwachsenen im Zeitraum von einem Jahr berücksichtigt und deren Kosten summiert. Wirtschaftswissenschaftler richten hier meist ihr besonderes Augenmerk auf den Immobilienmarkt als wichtigen Einflußfaktor, das der größte Kostenfaktor häufig die Miete bzw. Grundstückspreise darstellen.

Die Weltbank hat die Armutsgrenze bei einem US-Dollar pro Tag festgelegt. Diesem Wert nach lebt rund ein Sechstel der Weltbevölkerung in absoluter Armut. Hierbei muss jedoch (besonders in Industrieländern) auch der Wert der relativen Armut berücksichtigt werden. Meist liegt die relative Armutsgrenze bei 50 Prozent des durchschnittlich verfügbaren Äquivalenzeinkommens in einem Land. Wer also in der EU beispielsweise weniger als die Hälfte des Medians des Netto-Äquivalenzeinkommens zur Verfügung hat, gilt als einkommensarm. Wer weniger als 60 Prozent zur Verfügung hat gilt als relativ einkommensarm.

Das Statistische Bundesamt initiierte 2004 eine Statistik zur Armutsgrenze, an der sich 14 europäische Länder beteiligten und im Rahmen derer sich innerhalb Deutschlands 13.000 Haushalte zu ihren Einkommensverhältnisse befragen liessen. Nach den Ergebnissen waren im Jahr 2004 13 Prozent der Deutschen armutsgefährdet (entspricht ca. 10,6 Millionen Menschen), darunter befanden sich 1,7 Millionen Kinder unter 16 Jahren.  Soziale Transferleistungen wie ALG II oder Kindergeld verhindern, dass 56 Prozent der allein Erziehenden armutsgefährdet sind. Die Sozialtransfers inbegriffen sind es immer noch 30 Prozent.

Einkommensverteilung

Die Einkommensverteilung bezieht sich auf die Verteilung der Einkommen bezüglich sektoraler, räumlicher oder personeller Faktoren. Es soll also bestimmt werden, welche Personen bzw Gruppen welchen Anteil an den Gesamteinkommen in Deutschland erzielen bzw. wie stark hier die Ungleichheit ist. Im Kontext des gesellschaftlichen Lebens gesehen ist eine gleiche Verteilung der Einkommen enorm wichtig, um den sozialen Frieden zu wahren. Ist die Verteilung stark ungleich, kann es in geselschaftlichen Systemen zu sozialen Unruhen kommen.

Besonders im Hinblick auf die personelle Verteilung ist hier zu unterscheiden zwischen primärer und sekundärer Verteilung. Die primäre Verteilung spiegelt die Entlohnung der Produktionsfaktoren wider, ergo die Verteilung der Markteinkommen im Wettbewerb. Hier machen die Bruttoeinnahmen aus unselbstständiger Arbeit mit zwei Dritteln den größten Anteil aus.

Aufgrund der staatlichen Umverteilung (z.B. durch Steuern, Transferleistungen, Wohngeld etc.) entsteht daraus die sekundäre Verteilung. Das Sekundäreinkommen besteht also aus dem Primäreinkommen zuzüglich empfangener Transfers wie etwa Rente, Sozialbeiträge etc. und abzüglich Einkommenssteuer und anderer laufender Transfers.

Um die Ungleichverteilung eines Landes bzw. einer Gruppe zu ermitteln gibt es verschiedene Indikatoren. Der bekannteste ist der sogenannte Gini-Koeffizient, der auf einer Skala von 0 (gleich) bis 1 (ungleich) ein objektives Maß für die Ungleichverteilung darstellt. Für Deutschland liegt dieser Koeffizient bei etwa 0,274, was im Vergleich zu Ländern wie Frankreich (0,327) oder den USA (0,408) eher im unteren Bereich der Skala angesiedelt ist. Nach Einschätzungen der Vereinten Nationen reicht ein Koeffizient ab 0,4 bereits aus, um soziale Unruhen anzuregen.

International Development Association

Die International Development Association (deutsch: Internationale Entwicklungsorganisation) ist eine 1960 gegründete Tochergesellschaft der Weltbank Group mit Hauptsitz in Washington D.C. und eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Die Ziele der IDA, die derzeit mehr als 900 Projekte unterstützt,  sind weitgehend identisch mit ihrer Schwesterorganisation IBRD, allerdings gewährt die IDA Kredite an ärmere Länder zu Sonderkonditionen und ermöglicht die Finanzierung von Entwicklungsprojekten unter wesentlich günstigeren Bedingungen:

  • Laufzeit in der Regel 40-50 Jahre
  • Beginn der Tilgung erst nach 10 Jahren
  • Rückzahlung ist auch in eigener Landeswährung möglich
  • Kredite sind zinslos

Diese Kredite sind allerdings nur den ärmsten Ländern zugänglich. Bedinung ist unter anderem ein fehlender Zugang zu internationalen Kreditmärkten sowie die aktive Umsetzung wachstumsorientierter Politikmaßnahmen. Weiter wird ein Pro-Kopf-Einkommen unter 1095 UD-Dollar vorausgesetzt, wobei diese Zahl aufgrund der begrenzten Mittel in der Vergabepraxis etwas niedriger anzusetzen ist (ca. 885 US $). Die Finanzhilfen werden zumeist an Zentralregierungen vergeben, jedoch immer häufiger auch an Regional- und Kommunalregierungen. Dort werden sie hauptsächlich eingesetzt, die Finanzierung für ökonomische Reformprogramme, Kapazitätsaufbau und öffentliche Investitionen zu sichern.

Die IDA selbst finanziert sich nicht auf Kapitalmärken, sondern rein aus Kreditrückzahlungen, Migliedsbeiträgen und Gewinnüberweisungen der IBRD. Zu den Mitgliedern zählen die meisten stärker industrialisierten und entwickelten Länder, Deutschland ist dabei nach Japan, den USA und Großbritannien der viertgrößte Beitragszahler. 

Mit ihren Projekten und Finanzierungen trägt die IDA wesentlich zur Steigerung der Produktivität, der Förderung wirtschaftlicher Entwicklung und der Verbesserung des Lebensstandards der Entwicklungsländer bei. Sämtliche finanzierten Projekte richten sich gezielt nach den wirklichen Fähigkeiten, Bedürfnissen und der Staatspolitik des jeweiligen Landes, sodass die Finanzhilfen möglichst wirksam genutzt werden können. Auch Kriterien wie Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und Verantwortlichkeit in der Regierungsführung spielen seit 1999 eine Rolle bei der Vergabe. Länder, die südlich der Sahara liegen, können an einem „Special Program of Assistance“ teilnehmen, das sich gezielt an Staaten mit hoher Schuldenlast und niedrigem Volkseinkommen richtet.

Der erste Kredit nach Gründung der IDA wurde für ein Straßenbauprojekt in Honduras vergeben. Seit der letzten Wiederauffüllung für den Zeitraum 2008-2011 vergab die IDA Kredite in Höhe von 41,9 Milliarden US $, wobei der deutsche Kapitalanteil bei knapp 7 % lag.arm

OECD-Skala

Die OECD-Skala wurde eingeführt von der Organisation for Economic Co-operation and Development (deutsch: Organisation zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung), einer  internationalen Organisation mit Hauptsitz in Paris, deren 34 Mitgliedsstaaten sich alle der Marktwirtschaft und Demokratie verpflichtet haben (meist höher entwickelte Länder mit hohem pro-Kopf-Einkommen).

Bei der Skala handelt es sich um einen Wichtungsfaktor, um Einkommensberechnungen international vergleichen zu können. Um das Nettoäquivalenzeinkommen einer Bedarfgemeinschaft (zum Beispiel einer Familie) zu bestimmen wird dabei die Summe der Einkünfte nicht durch die Anzahl der Mitglieder geteilt, sondern durch eine gewichtete Summe der Mitglieder. Die OECD hat diese Gewichtung wie folgt festgelegt:

Nach der alten OECD Skala geht der Hauptbezieher des Einkommens in die Gewichtung mit dem Faktor 1,0 ein. Mitglieder der Bedarfgemeinschaft ab 14 Jahren fließen mit dem Faktor 0,7 ein, alle anderen mit 0,5.

Die neue und modifizierte Skala der OECD spricht dem Hauptbezieher immer noch den Faktor 1,0 zu, wogegen die Mitglieder im Alter von 14 Jahren und mehr mit dem Faktor 0,5, alle anderen mit 0,3 in die Wertung eingehen. Nach diesen Gewichtungsfaktoren richtet sich derzeit auch das Statistische Bundesamt in Deutschland.

Am Ende der Berechnungen steht das Nettoäquivalenzeinkommen, das unter anderem zur Berechnung der Armutsrisikogrenze eine Bedeutung spielt.